In seiner Laufbahn wurde Emmanuel Pahud, der zu den bekanntesten und erfolgreichsten Flötisten der Gegenwart zählt, mit zahlreichen wichtigen Preisen ausgezeichnet. Mit 19 Jahren - er war noch Student - bekam er eine feste Orchesterstelle in Basel, mit 22 Jahren wurde er jüngster Soloflötist der Berliner Philharmoniker. Er überzeugt und berührt durch sein intensives Spiel als Solist und als Kammermusiker.
In unserem Konzert im Palatin spielt er zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester das berühmte 1. Flötenkonzert von Mozart und die kurze, mit herrlichen Kantilenen gespickte „Odelette“ (kurze Ode) von Saint-Saëns. Das fast ganz französische Programm beginnt mit der ebenso kurzen wie vitalen Sinfonietta von Roussel und schließt mit der zu Unrecht vernachlässigten zweiten Sinfonie von Saint-Saëns.
Chefdirigent Thomas Zehetmair leitet dieses programmatisch besondere Konzert.
Französische Überraschungen
Das Stuttgarter Kammerorchester präsentiert in Wiesloch Raritäten
Von Klaus Roß | Rhein-Neckar-Zeitung vom 11.01.2024
Welche Entdeckungen die französische Musik abseits der dominanten Größen Claude Debussy und Maurice Ravel bietet, wird auf deutschen Konzertpodien allzu selten erfahrbar. Umso willkommener war das erlesene Raritätenprogramm des von Chefdirigent Thomas Zehetmair angeführten Stuttgarter Kammerorchesters (SKO) beim fünften Saisonkonzert der Kunstfreunde Wiesloch im fast ausverkauften Palatin-Staufersaal. Wie perfekt die Chemie zwischen dem seit 2019 amtierenden Salzburger und seinem Ensemble stimmt, zeigte schon die faszinierend dichte Wiedergabe von Albert Roussels wunderbar lakonischer Sinfonietta für Streichorchester op. 52 (1934). Der rhythmische Drive dieses neoklassizistischen Kabinettstücks aus der Feder eines Mittsechzigers wirkte absolut unwiderstehlich.
Als einziges Standardwerk des Abends folgte Mozarts G-Dur-Flötenkonzert KV 313, das der an spielerischer Eleganz und gesanglicher Phrasierungskunst (Adagio) kaum zu übertreffende Starsolist Emmanuel Pahud mit all seiner individuellen Strahlkraft erfüllte. Besonders im angesichts der „Tempo di Menuetto"-Vorschrift äußerst flott genommenen Finale bestach der gebürtige Genfer durch geistvollste Virtuosität.
Ideal besetzt schien er erst recht auf heimischem Repertoire-Terrain in Camille Saint-Saëns' 1920 entstandener „Odelette" D-Dur op. 162. Dieses letzte Orchesterstück des trotz seiner 85 Jahre bewundernswert inspirierten Komponisten atmete bei Pahud und den erneut sehr beseelt mitgehenden Stuttgartern eine schwerelose poetische Anmut, der man sich nicht entziehen konnte. Entsprechend groß war der Beifall vor allem für den Flötisten.
Durchaus eigenständig auf den Spuren berühmter Genrevorbilder von Beethoven bis Mendelssohn wandelte Saint-Saëns in seiner nur gut zwanzigminütigen a-Moll-Sinfonie op. 55 (1859), die zu Unrecht im Schatten der über 25 Jahre später geschriebenen „Orgelsinfonie" steht. Den Beweis lieferten Zehetmair und das durch exzellente Bläser verstärkte SKO mit ihrer programmkrönenden Aufführung, die vom ebenso leidenschaftlichen wie konzisen Fugato-Kopfsatz über das knackig pointierte Scherzo bis hin zum abschließenden Tarantella-Reißer wahrhaft zündende Vitalität versprühte. Einzig dem mit delikaten Soli (Englischhorn!) aufwartenden Adagio-Intermezzo hätte man gern noch einige Minuten mehr gegönnt. Die finale Begeisterung für Thomas Zehetmair und die Stuttgarter Schatzgräber jedenfalls war allemal verdient. Mozarts Menuett KV 409 erklang als Zugabe.
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Sinfonietta op. 52 für Streichorchester
Flötenkonzert Nr. 1 G-Dur KV 313
Odelette für Flöte und Orchester op. 162
Sinfonie Nr. 2 a-Moll
op. 55
Dinuk Wijeratne
Disappearance of Lisa Gherardini
(Auftragskomposition des Banff Centre)
Joseph Haydn
Streichquartett C-Dur op. 20/2
Arman Gushchyan (*1981)
Neues Werk für Streichquartett
Felix Mendelssohn
Streichquartett Es-Dur op. 44/3
Albert Roussel
Sinfonietta op. 52 für Streichorchester
Wolfgang Amadeus Mozart
Flötenkonzert Nr. 1 G-Dur KV 313
Camille Saint-Saëns
Odelette für Flöte und Orchester op. 162
Sinfonie Nr. 2 a-Moll op. 55
In seiner Laufbahn wurde Emmanuel Pahud, der zu den bekanntesten und erfolgreichsten Flötisten der Gegenwart zählt, mit zahlreichen wichtigen Preisen ausgezeichnet. Mit 19 Jahren - er war noch Student - bekam er eine feste Orchesterstelle in Basel, mit 22 Jahren wurde er jüngster Soloflötist der Berliner Philharmoniker. Er überzeugt und berührt durch sein intensives Spiel als Solist und als Kammermusiker.
In unserem Konzert im Palatin spielt er zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester das berühmte 1. Flötenkonzert von Mozart und die kurze, mit herrlichen Kantilenen gespickte „Odelette“ (kurze Ode) von Saint-Saëns. Das fast ganz französische Programm beginnt mit der ebenso kurzen wie vitalen Sinfonietta von Roussel und schließt mit der zu Unrecht vernachlässigten zweiten Sinfonie von Saint-Saëns.
Chefdirigent Thomas Zehetmair leitet dieses programmatisch besondere Konzert.
Französische Überraschungen
Das Stuttgarter Kammerorchester präsentiert in Wiesloch Raritäten
Von Klaus Roß | Rhein-Neckar-Zeitung vom 11.01.2024
Welche Entdeckungen die französische Musik abseits der dominanten Größen Claude Debussy und Maurice Ravel bietet, wird auf deutschen Konzertpodien allzu selten erfahrbar. Umso willkommener war das erlesene Raritätenprogramm des von Chefdirigent Thomas Zehetmair angeführten Stuttgarter Kammerorchesters (SKO) beim fünften Saisonkonzert der Kunstfreunde Wiesloch im fast ausverkauften Palatin-Staufersaal. Wie perfekt die Chemie zwischen dem seit 2019 amtierenden Salzburger und seinem Ensemble stimmt, zeigte schon die faszinierend dichte Wiedergabe von Albert Roussels wunderbar lakonischer Sinfonietta für Streichorchester op. 52 (1934). Der rhythmische Drive dieses neoklassizistischen Kabinettstücks aus der Feder eines Mittsechzigers wirkte absolut unwiderstehlich.
Als einziges Standardwerk des Abends folgte Mozarts G-Dur-Flötenkonzert KV 313, das der an spielerischer Eleganz und gesanglicher Phrasierungskunst (Adagio) kaum zu übertreffende Starsolist Emmanuel Pahud mit all seiner individuellen Strahlkraft erfüllte. Besonders im angesichts der „Tempo di Menuetto"-Vorschrift äußerst flott genommenen Finale bestach der gebürtige Genfer durch geistvollste Virtuosität.
Ideal besetzt schien er erst recht auf heimischem Repertoire-Terrain in Camille Saint-Saëns' 1920 entstandener „Odelette" D-Dur op. 162. Dieses letzte Orchesterstück des trotz seiner 85 Jahre bewundernswert inspirierten Komponisten atmete bei Pahud und den erneut sehr beseelt mitgehenden Stuttgartern eine schwerelose poetische Anmut, der man sich nicht entziehen konnte. Entsprechend groß war der Beifall vor allem für den Flötisten.
Durchaus eigenständig auf den Spuren berühmter Genrevorbilder von Beethoven bis Mendelssohn wandelte Saint-Saëns in seiner nur gut zwanzigminütigen a-Moll-Sinfonie op. 55 (1859), die zu Unrecht im Schatten der über 25 Jahre später geschriebenen „Orgelsinfonie" steht. Den Beweis lieferten Zehetmair und das durch exzellente Bläser verstärkte SKO mit ihrer programmkrönenden Aufführung, die vom ebenso leidenschaftlichen wie konzisen Fugato-Kopfsatz über das knackig pointierte Scherzo bis hin zum abschließenden Tarantella-Reißer wahrhaft zündende Vitalität versprühte.
Einzig dem mit delikaten Soli (Englischhorn!) aufwartenden Adagio-Intermezzo hätte man gern noch einige Minuten mehr gegönnt. Die finale Begeisterung für Thomas Zehetmair und die Stuttgarter Schatzgräber jedenfalls war allemal verdient. Mozarts Menuett KV 409 erklang als Zugabe.