Nur fünfmal in der Geschichte des ARD-Wettbewerbs vergab die Jury bisher einen Ersten Preis für Klaviertrios. 2018 erspielte sich das Aoi Trio diese begehrte Auszeichnung und legte damit einen atemberaubenden Start seiner internationalen Karriere hin.
AOI, eigentlich setzt sich dieses Kürzel aus den Initialen der hochbegabten japanischen Nachwuchsmusiker zusammen, könnte aber genauso gut für ausgezeichnet, offen und innig stehen. Offen, ungehört und frisch klingen die Interpretationen, wenn die drei jungen Musiker zusammen spielen. Innig und intensiv ist sowohl ihre völlige Hingabe zur Musik als auch die tiefe Verbundenheit zu ihren Instrumenten, was bei jedem einzelnen Bogenstrich, bei jedem einzelnen Anschlag der Tasten zu spüren ist.
Eine Klasse für sich | Das Aoi-Trio aus Tokio glänzt in Wiesloch
Von Klaus Roß | Rhein-Neckar-Zeitung vom 12.12.23
Vor fünf Jahren errang das 2016 gegründete japanische Aoi-Trio - Kosuke Akimoto (Klavier), Kyoko Ogawa (Violine), Yu Ito (Violoncello) - beim Münchner ARD-Wettbewerb einen triumphalen 1.Preis, der durch Nichtvergabe des 2. Preises zusätzlich aufgewertet wurde. Umso überfälliger erschien der beim vierten Saisonkonzert der Kunstfreunde Wiesloch endlich realisierte Debütauftritt der drei Anfangdreißiger in unserer Region. Bestätigt fand man, dass dieses Trio aus Tokio in Sachen Klangkultur und Ensemblechemie mindestens unter den jüngeren Genreprotagonisten nach wie vor eine Klasse für sich darstellt. Schon in Mozarts allzu selten gespieltem G-Dur-Trio KV 496 (1786) bestachen der traumwandlerisch balancesichere Pianist, die ebenso elegante wie beseelte Geigerin und der wunderbar detailsensible Cellist als perfekte Einheit. Wie organisch hier solistische Impulsfreude und kammermusikalisches Dialogverständnis zusammenkamen, bezeugte nicht zuletzt das große Variationenfinale mit seinen kaum anrührender zu vertiefenden Ausdrucksfinessen. Das 2013 uraufgeführte und 2017 nochmals revidierte Klaviertrio von Toshio Hosokawa (Jahrgang 1955) haben die drei Japaner gemeinsam mit dem berühmten Landsmann erarbeitet. Ihre Nähe zum Komponisten garantierte besondere Authentizität: Hosokawas naturinspiriertes Ideal einer „tönend in sich belebten Landschaft des Werdens" wirkte in dieser durch suggestive Wellenbewegungen geprägten Klangmeditation geradezu exemplarisch verinnerlicht. Die kongeniale Wiedergabe der gut zehnminütigen Tondichtung versetzte das Wieslocher Publikum in atemlose Spannung. Mehr kann zeitgenössische Kammermusik wohl schwerlich bieten. Bei Dvořáks programmkrönendem f- Moll-Trio op. 65 ließ das Ensemble keine Zweifel daran, dass dieses Ausnahmewerk zu seinen absoluten Repertoire-Favoriten gehört. Sowohl die ebenso weiträumig wie farbenreich aufblühenden Rahmensätze als auch das wahrhaft „grazioso" empfundene cis-Moll-Allegretto und das kaum poetischer zu zelebrierende As-Dur-Adagio verrieten einen schier untrüglichen Dvořák-Touch, der selbst prominenteste Interpretationsvergleiche mühelos aushielt. Gleiches galt für den nach verdienten Ovationen delikat zugegebenen Andante-Ohrwurm aus Mendelssohns d-Moll-Trio op. 49.
Wolfgang A. Mozart
Toshio
Hosokawa
Antonin Dvorák
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Klaviertrio G-Dur KV 496
Trio
(2013/2017)
Klaviertrio f-Moll op. 65
Dinuk Wijeratne
Disappearance of Lisa Gherardini
(Auftragskomposition des Banff Centre)
Joseph Haydn
Streichquartett C-Dur op. 20/2
Arman Gushchyan (*1981)
Neues Werk für Streichquartett
Felix Mendelssohn
Streichquartett Es-Dur op. 44/3
Wolfgang Amadeus Mozart
Klaviertrio G-Dur KV 496
Toshio Hosokawa
Trio (2013/2017)
Antonin Dvorák
Klaviertrio f-Moll op. 65
Nur fünfmal in der Geschichte des ARD-Wettbewerbs vergab die Jury bisher einen Ersten Preis für Klaviertrios. 2018 erspielte sich das Aoi Trio diese begehrte Auszeichnung und legte damit einen atemberaubenden Start seiner internationalen Karriere hin.
AOI, eigentlich setzt sich dieses Kürzel aus den Initialen der hochbegabten japanischen Nachwuchsmusiker zusammen, könnte aber genauso gut für ausgezeichnet, offen und innig stehen. Offen, ungehört und frisch klingen die Interpretationen, wenn die drei jungen Musiker zusammen spielen. Innig und intensiv ist sowohl ihre völlige Hingabe zur Musik als auch die tiefe Verbundenheit zu ihren Instrumenten, was bei jedem einzelnen Bogenstrich, bei jedem einzelnen Anschlag der Tasten zu spüren ist.
Eine Klasse für sich
Das Aoi-Trio aus Tokio glänzt in Wiesloch
Von Klaus Roß | Rhein-Neckar-Zeitung vom 12.12.23
Vor fünf Jahren errang das 2016 gegründete japanische Aoi-Trio - Kosuke Akimoto (Klavier), Kyoko Ogawa (Violine), Yu Ito (Violoncello) - beim Münchner ARD-Wettbewerb einen triumphalen 1.Preis, der durch Nichtvergabe des 2. Preises zusätzlich aufgewertet wurde. Umso überfälliger erschien der beim vierten Saisonkonzert der Kunstfreunde Wiesloch endlich realisierte Debütauftritt der drei Anfangdreißiger in unserer Region. Bestätigt fand man, dass dieses Trio aus Tokio in Sachen Klangkultur und Ensemblechemie mindestens unter den jüngeren Genreprotagonisten nach wie vor eine Klasse für sich darstellt. Schon in Mozarts allzu selten gespieltem G-Dur-Trio KV 496 (1786) bestachen der traumwandlerisch balancesichere Pianist, die ebenso elegante wie beseelte Geigerin und der wunderbar detailsensible Cellist als perfekte Einheit. Wie organisch hier solistische Impulsfreude und kammermusikalisches Dialogverständnis zusammenkamen, bezeugte nicht zuletzt das große Variationenfinale mit seinen kaum anrührender zu vertiefenden Ausdrucksfinessen. Das 2013 uraufgeführte und 2017 nochmals revidierte Klaviertrio von Toshio Hosokawa (Jahrgang 1955) haben die drei Japaner gemeinsam mit dem berühmten Landsmann erarbeitet. Ihre Nähe zum Komponisten garantierte besondere Authentizität: Hosokawas naturinspiriertes Ideal einer „tönend in sich belebten Landschaft des Werdens" wirkte in dieser durch suggestive Wellenbewegungen geprägten Klangmeditation geradezu exemplarisch verinnerlicht. Die kongeniale Wiedergabe der gut zehnminütigen Tondichtung versetzte das Wieslocher Publikum in atemlose Spannung. Mehr kann zeitgenössische Kammermusik wohl schwerlich bieten. Bei Dvořáks programmkrönendem f- Moll-Trio op. 65 ließ das Ensemble keine Zweifel daran, dass dieses Ausnahmewerk zu seinen absoluten Repertoire-Favoriten gehört. Sowohl die ebenso weiträumig wie farbenreich aufblühenden Rahmensätze als auch das wahrhaft „grazioso" empfundene cis-Moll-Allegretto und das kaum poetischer zu zelebrierende As-Dur-Adagio verrieten einen schier untrüglichen Dvořák-Touch, der selbst prominenteste Interpretationsvergleiche mühelos aushielt. Gleiches galt für den nach verdienten Ovationen delikat zugegebenen Andante-Ohrwurm aus Mendelssohns d-Moll-Trio op. 49.